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ABC des Journalismus

Eine umfangreiche Wissenssammlung

ABC des Journalismus, pinkes Buch

Auf der Suche nach einer guten Lektüre für mein Selbststudium entdeckte ich das 600-seitige Buch „ABC des Journalismus – ein Handbuch“ von Claudia Mast. Der Klappentext versprach, dass dieses Handbuch alles enthält, „was ein Journalist heute für seinen Beruf wissen muss“. Somit hoffte ich, dass mir dieses Buch, welches 2018 im Herbert von Halem Verlag erschienen ist, das Hintergrund- und Detailwissen vermitteln wird, welches ich noch brauchte, um meine Arbeit als Online-Redakteurin zu perfektionieren.

Gliederung und Kapitelaufbau

Nach einem ausführlichen Inhaltsverzeichnis folgt ein Vorwort. Im Anhang, auf den letzten Seiten des Buches, befindet sich eine Autoren- und Literaturliste, ein Stichwortverzeichnis sowie einige, dem Thema entsprechende Buchvorschläge.

Der Hauptteil des Buches gliedert sich in 5 Abschnitte: journalistische Grundlagen, Management im Journalismus, journalistischer Arbeitsprozess, aus der Praxis für die Praxis und Berufsfeld Journalismus.

 

Jeder Abschnitt enthält 1 bis 4 Kapitel mit entsprechenden Unterkapiteln. Durch die Gliederung erhält man bereits im Inhaltsverzeichnis einen guten Überblick, über die umfangreiche Themenauswahl dieses Buches. Jedes Kapitel beginnt mit einem Einleitungstext sowie einem knappen Überblick, was den Leser auf den folgenden Seiten erwartet.

 

Die Kapitel bauen aufeinander auf. Wer beabsichtigt, in diesen Beruf einzusteigen, der sollte sich jeden Teilbereich zu Herzen nehmen. Leser mit Erfahrungen auf diesem Gebiet können durchaus bekannte Wissensgebiete überspringen.

Wenn die Autorin Themen anspricht, auf die sie in einem anderen Kapitel vertiefenden Bezug nimmt, dann verweist sie darauf, mit Überschrift und Seitenzahl. Somit findet man, bei Bedarf, schnell die entsprechenden Stellen im Buch wieder.

Am Ende jedes Kapitels befindet sich außerdem eine ausführliche Literaturliste, mit Buchvorschlägen, um sich bei Interesse noch tiefer in das jeweilige Thema einzuarbeiten.

 

Kapitel 11 ist etwas anders aufgebaut: Ein Einleitungstext ist ebenfalls vorhanden, der Kurzüberblick sowie eine Literaturliste fehlen jedoch. Der Grund dafür: Dieses Kapitel besteht aus Praxisbeispielen, anhand von Gastbeiträgen verschiedener Redakteure. Die leichte Abänderung fällt beim Lesen selbst aber nicht (störend) auf.

Inhalt

Die Sätze sind sehr klar und verständlich formuliert. Die Autorin verwendet Fachbegriffe, die sie oft im selben Satz oder in einem der folgenden Sätze verständlich erklärt.

 

Wer Vorkenntnisse im Bereich Wirtschaft, Kommunikation und Latein besitzt, der wird auch die Bedeutungen der Begriffe verstehen, welche nicht von der Autorin erklärt werden (wie zum Beispiel: Oxymoron, Autopoiesis, Ombuds, Konglomerate). Vor allem für Neulinge auf diesem Gebiet bietet es sich aber an, für diese Lektüre ein Wörterbuch (oder ein digitales Nachschlagewerk) griffbereit zu haben, denn eine Fremdwortliste ist nicht im Buch enthalten.

 

Mit Abbildungen veranschaulicht die Autorin an einigen Stellen die Informationen aus dem Text. Meistens sind diese leicht verständlich und hilfreich.

Steigende Konkurrenz stellt Redaktionen vor eine große Herausforderung: Es wird immer schwieriger, die Aufmerksamkeit der Menschen zu erlangen und zu halten.

Zudem sind durch die Digitalisierung immer mehr Inhalte im Internet kostenlos zugänglich, was zur Folge hat, dass die Zahlbereitschaft der Mediennutzer für die bereitgestellten Inhalte sinkt. Dadurch entsteht ein Nachteil für alle Nutzer: Gehen die Werbeeinnahmen zurück, wird das journalistische Angebot entweder teurer oder ausgedünnt.

Im ersten Abschnitt, „Journalistische Grundlagen“, geht es nicht nur um Werbe- und Finanzierungsarten sowie die Auswirkungen der Digitalisierung auf die klassischen Medien, es geht vor allem um die Grundlagen, welche verdeutlichen, was Journalismus überhaupt ist sowie welche Aufgaben und Funktionen die Medien besitzen.

Auch wenn Aktualität ein äußerst wichtiges Kriterium für Journalisten ist, müssen sie jedoch immer wissen, was ihr Publikum interessiert.

 

Im Abschnitt „Management im Journalismus“ werden die Grundlagen des Redaktionsmanagements und des Marketings vorgestellt sowie die Kriterien für journalistische Qualität, die Rolle der Zielgruppe und Strategien der Zielgruppenansprache.

„Wichtig ist dabei die Publikumsanbindung an ein journalistisches Angebot. Um sie zu erhöhen, gilt der Grundsatz: Die Menschen müssen sich in der Berichterstattung wiederfinden.“

 

Als Nächstes folgt, wie ich finde, der interessanteste Abschnitt: der journalistische Arbeitsprozess. Recherchieren ist eine Tätigkeit, die jeder Journalist beherrschen muss. Welche Fähigkeiten er dazu benötigt, was er dabei beachten muss und welche Verantwortung er dabei trägt, erklärt die Autorin sehr ausführlich.

Des Weiteren geht es um das Präsentieren von Inhalten. Oft bearbeiten Journalisten schwierige Themen, diese müssen sie leicht verständlich ihrem Publikum präsentieren. In diesem Sinne sind Verständlichkeit, Struktur und Sprache die Grundanforderungen. Welches Genre eignet sich für welches Thema? Wie bestimmt man den Nachrichtenwert?

Die wichtigsten Darstellungsformen werden in diesem Kapitel genau unter die Lupe genommen, ebenso wie die, durch die Digitalisierung veränderten Beziehungen zwischen Journalisten und ihrem Publikum.

Der Abschnitt aus der Praxis für die Praxis ist ebenfalls sehr interessant, denn hier erfahren wir, anhand von Gastbeiträgen verschiedener Chefredakteure und Ressortleitern zum Beispiel, wie es hinter den Kulissen der Fernsehsender aussieht, wenn es um Eilmeldungen oder kurzfristige Sondersendungen geht.

 

Im Abschnitt, Berufsfeld Journalismus, geht es unter anderem um die Tätigkeitsbereiche, Anforderungen und Kompetenzen sowie Wege in den Beruf.

Sehr interessant ist der Abschnitt über die Berufsrollen und wie Journalisten ihre Arbeit verstehen: Während sich viele als objektive Berichterstatter sehen, gibt es auch die Kritiker und Investigativjournalisten, welche wertend Stellung beziehen.

Der Journalist hat sich mit dem Ausbau der Online-Medien aber auch zu einem Netzwerker und Moderator entwickelt: Als Community Manager vermittelt er „zwischen den Machern und den Nutzern von Medienerzeugnissen“.

Nicht weniger wichtig ist die Erwähnung, dass Journalismus in vielen Ländern ein gefährlicher Beruf ist.

Rechtschreibung und Grammatik

Gerade im Bereich Kommunikation und Informationsvermittlung sind korrekte Rechtschreibung und Grammatik Pflicht. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber: wenn man einen Text immer wieder auf Fehler überprüft und Sätze umstellt, sieht man irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. In diesem Buch, mit 564 Seiten an Inhalt, sind mir auch die einen oder anderen Fehler aufgefallen. Unter anderem:

  • Seite 146: „Grundalge dafür ist ...“ -ein Buchstabendreher.
  • Seite 288: „Inhalte sind für die nachfolgende Verwertungskette zu planen und gegebenenfalls. zu beschaffen.“ -überflüssige Interpunktion.
  • Seite 336: „Er stellt auch weitere Spezialwerkzeugen im Internet vor, mit denen der ...“ -Grammatikfehler.
  • Seite 400: „Daher gaben viele Journalisten durchaus eine bestimmte Vorstellung, für wen ...“ -falscher Buchstabe.
  • Seite 555: „... aber er muss ich ändern und weiterentwickeln.“ -vergessener Buchstabe.

Fazit

Der Titel ABC des Journalismus ist sehr zutreffend: Es werden nicht nur die Anforderungen, Herausforderungen sowie das Aufgabenfeld von Journalisten ausführlich vorgestellt, es werden außerdem die klassischen und die neuen Medien gründlich begutachtet und man erhält einen umfassenden Überblick in Hintergründe, wirtschaftliche Grundlagen, Studien, Forschung und natürlich spielen auch Werbearten und Marketing eine wichtige Rolle.

Abgesehen von einigen nicht erklärten Fachbegriffen sowie wenigen Schreibfehlern, wird der Inhalt dieses Buches sehr interessant und verständlich dargestellt. Um das in diesem Buch vermittelte Wissen zu vertiefen, werden ausführliche Literaturhinweise gegeben und Internetadressen genannt.

 

Die Abbildungen unterstützen oftmals das bessere Verständnis der langen Texte.

Anstatt der Sammlung an Senderlogos hätte ich ein Vorzeigebeispiel (Zeitungsausschnitt, Screenshot, etc.) für die verschiedenen journalistischen Darstellungsformen allerdings hilfreicher gefunden.

 

Wer sich autodidaktisch, im Selbststudium weiterbilden und als Journalist oder Redakteur arbeiten möchte, für den lohnt sich dieses Handbuch auf jeden Fall: für Neulinge in diesem Bereich ebenso wie für Fortgeschrittene. Auch begleitend zum Studium kann diese Lektüre eine große Bereicherung sein.  Unter anderem auch wegen der vielen vertiefenden Literaturtipps.

Nicht geeignet ist dieses umfangreiche Buch für Menschen, die nicht (gut) selbstständig lernen können und schnell die Motivation verlieren.

 

Die neu erlernten Fakten werden im Verlauf dieses Buches immer wieder aufgegriffen und somit bereits im Leseprozess vertieft. 

Alle Themen in diesem Buch haben ihre Daseinsberechtigung: alle Informationen sind wichtig, um diesen Beruf mit seinen Aufgaben, der Verantwortung und den Herausforderungen zu verstehen.


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